Ein Plan für ein besseres Lockdown-Management

Ein Plan für ein besseres Lockdown-Management

Wir gehen von der 2. ohne Übergang in die 3. Welle. Nach dem unsäglichen Lockdown-light aus dem November, der viele zehntausend Menschen in Deutschland das Leben gekostet hat, ist das ein weiteres Versagen des aktuellen Prozederes, den Lockdown zu managen und die Pandemie unter Kontrolle zu behalten.

Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass es besser geht. Hier ist mein Vorschlag.

Getrieben bin ich von dem Wunsch, mir nicht mehr von einem biologische Phänomen, dass nicht denken kann und noch nicht mal einen eigenen Stoffwechsel hat, auf der Nase rumtanzen zu lassen. Wir können denken, also denken wir uns auch mal aus der Krise raus.

Ferner bin ich der Überzeugung, dass Gesundheit und Leben ein hohes Gut ist. Ebenso wichtig ist es, unser Funktionieren als Gesellschaft zu erhalten und Bildungsmöglichkeiten zu erhalten. Nur in der Abwägung dieser Güter bekommen wir einen Erfolg.

Was uns nicht ans Ziel bringt, ist, mal hierhin und mal dorthin zu rennen. Wir brauchen trotz der vielen Ziele, die wir erreichen wollen, EINEN Weg, den wir gemeinsam gehen.

Dieser Weg ist für mich die Eindämmung der Pandemie, so dass wir mittelfristig frei von Einschränkungen sind und in der Gegenwart nicht überlastet werden. Ein moderates Sinken der Fallzahlen und eine Verhinderung von steigenden Zahlen bringt uns stetig zu allen diesen Zielen.

Bei niedrigen Inzidenzen sind Schulen sicher, Kultur wird wieder als Gemeinschaftserlebnis möglich, sozialer Austausch geht und auch die Wirtschaft wird davon profitieren.

Aktuell steigen die Zahlen und Sicherheit, Kontakt, Austausch, Kultur und Wirtschaft leiden.

Ein Plan für den Marathon

Die Politik plant von Woche zu Woche, mal zwei Wochen, selten, in wirklichen Krisen stellen sie in Aussicht, auch mal für vier Wochen zu handeln. Das ist zu kurz gedacht. Im Frühling 2020 war klar, dass es noch viele Monate dauern würde. Ende 2020 mit ersten Impfstoffen in Aussicht, war der Horizont noch mindestens 10 Monate bis in den Herbst 2021.

Für die Bevölkerung ist das nicht gut. Von MPK zu MPK bibbern, was denen jetzt einfällt. Nicht zu wissen, wann man wieder Großeltern besuchen kann und wie es mit Schule, Arbeit und Urlaub weitergeht. Gar nicht, ob man es darf, sondern ob die Zahlen so weit im Griff sind, dass es Sinn macht.

Ich persönlich habe alle langfristigen Pläne auf Eis gelegt, weil ich von der Politik kein stabiles Umfeld bekommen, gegen das ich planen kann. Das zermürbt. Nicht das Virus, die Plan- und Perspektivlosigkeit zermürbt mich.

Wir brauchen also einen Plan für die Langstrecke. Wir wissen, dass uns Überraschungen drohen. B117 ist jetzt so eine unangenehme Überraschung, aber auch die Frage nach der vierten Welle: B1351 oder P1, wer macht das Rennen?

Hier ist so ein Plan für den Marathon ein Satz Regeln, bis zum Ende der Pandemie. In den Details anpassbar, in seiner Wirkung berechenbar.

MPK sind zu langsam und raten zu viel

Die Ministerpräsidenten behandeln die Pandemie als politisches Problem. Machen eine möglichst große Runde und handeln einen Konsens aus. In der Politik ist das für große Probleme das richtige Vorgehen. Alle an einen Tisch und erst aufstehen, wenn alle mit der Lösung leben können. Das sorgt für Stabilität, weil alle das Vorgehen akzeptieren und umsetzen.

Nur einer sitzt nicht mit am Tisch: Das Virus und das macht, was es selber will. Egal, was die MP besprochen haben. Nicht der Kompromiss ist eine gute Lösung, sondern eine, die das Virus beherrscht und sich nicht beherrschen lässt. Und da hakt es.

Es gäbe Wissenschaftler, die beraten könnten und relativ gut vorhersagen könnten, wie sich das Virus verhält. Aber die nerven. Sie machen den Kompromiss nicht mit, sie geben nicht nach. Können sie auch nicht, sie beschreiben ja nur das Virus. Es macht keinen Sinn, für einen Kompromiss zu lügen, wenn die Lüge in der Realität sofort offensichtlich wird.

Und wenn die MP sich dann geeinigt haben, dann haben sie ein Vorgehen beschlossen. Das gilt dann bis zur nächsten MPK. Ob das das Virus kontrolliert oder nicht, kommt dann erst raus. Nächster Eingriff in 14 Tagen.

Das ist übrigens wie als wenn Du Deine Heizung regeln würdest ohne Thermostatventil. Einmal am Tag darfst Du das Ventil bedienen und musst dann mit der Temperatur leben. Die geht dann halt leider nur rauf und runter.

So wie unsere Inzidenzen. Nichts ist unter Kontrolle. Wir sind ohne Verschnaufpause von der zweiten in die dritte Welle gerannt. Mit Lockerungen in steigende Fallzahlen rein.

Was wir bräuchten ist ein Regelventil, dass einfach den ganzen Tag über eingreift und die Temperatur kontrolliert. Oder einen Regelkreis, der ohne politische Diskussionen, ohne Wahlkampf, handelt, hohe Inzidenzen verhindert und das Virus unter Kontrolle behält.

Echte Kontrolle. Wenn wir dem Virus sagen die Inzidenz soll fallen, dann merken wir schnell ob wir die Kontrolle haben (die Zahlen fallen wirklich) oder nicht (die 3. Welle kommt).

Zur Zeit haben wir keine Kontrolle.

Rechtlich robuste Maßnahmen als Gesetze

Weil schon seit einem Jahr alles schnell gehen muss, machen wir alles nur mit Notverordnungen. Die sind nett, um mal etwas auf dem Papier zu haben, aber weil es hier um Grundrechtseingriffe geht, kassieren immer wieder Gerichte die Verordnungen. Das unterhölt die Maßnahmen und die Kontrolle über das Virus weiter.

Jetzt haben diese Gerichte Recht. Es geht um Grundrechtseingriffe, das ist keine Bagatelle. Die Pandemie dauert auch schon 1 Jahr und wird noch dauern. Letztlich wird sie uns fast eine halbe Legislaturperiode betreffen. Das ist kein plötzliches Ereignis, da haben die Gerichte Recht. Das gehört ordentlich geregelt. Mit Gesetzen.

Denn Grundrechte dürfen ja durchaus zum Wohle der Gemeinheit eingeschränkt werden. Nur eben aufgrund von Gesetzen und nicht von Notverordnungen über lange Zeiträume.

Das hat ein Problem: Der Gesetzgebungsprozess ist noch langsamer (und das muss ja nichts Falsches sein), als die MPK mit Notverordnungen. Wir können nicht alle zwei Wochen ein neues Gesetz auf den Weg bringen und durchbringen und wirken lassen und dann in 14 Tagen nochmal anschauen.

Und diese Problem hat eine Lösung: Das Gesetz (oder das Paket aus zusammenarbeitenden Gesetzen des Bundes und der Länder) muss die innere Flexibilität haben, um auf verschiedene Situationen zu reagieren.

Die Politik hält das für schwer bis unmöglich, MP Laschet ist sogar stolz auf die fehlende Strategie. Hier ist ein Vorschlag, der diese innere Flexibilität bietet.

Ein neues Lockdown-Management

Statt jedes Mal neu einen Satz Maßnahmen zu erdenken, müssen wir eine Eskalationstreppe definieren von Maßnahmen in allen Bereichen des Lebens. Maßnahmen, die abgestuft von alles locker bis hin zu sehr einschränkenden Maßnahmen alle Eventualitäten abdecken. Irland hat hier ein gutes Beispiel. Die konkrete Ausgestaltung für Deutschland wäre ein politischer Abwägungsprozess, dem ich hier nicht vorgreifen will. Die Details sind übrigens auch nicht so wichtig, wie die Struktur, wie wir sehen werden.

Dazu kommt ein Mechanismus, der bestimmt, welche Stufe der Eskalationstreppe maßgeblich für die aktuellen Lockdownmaßnahmen ist. Auch hier wird mein Vorschlag etwas von der bisherigen Praxis abweichen. Ich erläutere das noch.

Mit diesen beiden Elementen, einer Maßnahmentreppe, die ein weites Spektrum umfasst und einem Mechanismus zur Auswahl kann das Gesetz über Monate gültig sein, dann lohnt der Gesetzgebungsprozess, die Parlamente sind einbezogen, die Gerichte etwas vorsichtiger, die Maßnahmen zu kassieren.

Gute Strategien zur Pandemiebekämpfung

Ich halte es für absolut notwendig, in der Pandemie die Kontrolle zu haben. Und losgelöst von Zielen, die diskutiert werden können, heißt unter Kontrolle, dass ich in der Lage bin, das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Wenn ich die Zahl der Toten und schweren Verläufe auf den Intensivstationen vermeiden will, dann muss ich in der Lage sein, die Infektionszahlen zu senken.

Wenn ich mir weniger Tote wünsche und die Infektionszahlen steigen, dann habe ich keine Kontrolle.

Das Virus verteilt sich durch Ansteckungen. In einer normal funktionierenden Gesellschaft würde ein Pandemisches Virus sich ausbreiten, da jeder Infizierte mehr als einen ansteckt. Das führt zu exponentiellem Wachstum, ausgedrückt durch den R-Wert.

Es gute Maßnahmen, gegen die Verbreitung anzugehen. Immunität durch Impfungen ist so ein Beispiel. Impfungen sind sehr günstig, haben sehr wenig Nebenwirkungen und stellen (ohne Impfpflicht) keine Grundrechtseingriffe dar. Das wäre die erste Wahl. Es dauert nur leider von Erkennung des Virus über die Entwicklung, Erprobung und Herstellung des Impfstoffs, bis dieser wirken kann.

Eindämmungsmaßnahmen in Form von Quarantäne und Absonderung veranlasst durch die Gesundheitsämter ist ein anderer sehr guter Ansatz. Wirksamer bei niedrigen Inzidenzen, spezifisch einwirkend auf das gefährdete Umfeld von Infizierten und Infektiösen. Eine Aggressive Quarantäne betrifft ein-zwei Prozent der Menschen, schafft aber Sicherheit für alle. Wie gesagt, eher leistungsfähig im Niedriginzidenz-Bereich.

Das COVID sich durch verhältnismäßig viele asymptomatische und präsymptomatische Überträger auszeichnet, ist auch viel Testen ein gutes Ansatz, Infektionen frühzeitig zu erkennen und einzudämmen.

Allen diesen Strategien ist gemeinsam, dass sie verhältnismäßig günstig sind, sehr spezifisch wirken und wenig Grundrechtseingriffe mitbringen. Deswegen haben diese Maßnahmen immer Vorrang und sind aggresiv auszubauen. Sie sind aber nicht Gegenstand dieses Papiers.

Wenn mit diesen Maßnahmen der R-Wert unter 1 gedrückt werden kann, ist die Pandemie unter Kontrolle und die Zahlen fallen, da jeder Infizierte nur im Schnitt weniger als einen ansteckt. Es ergibt sich exponentielles Abklingen der Ansteckungen.

Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, dann wird eine zusätzliche benötigt.

Lockdown ist nur das letzte Mittel

Ein Lockdown, eine Aufforderung oder eine Anweisung, Kontakte zu vermeiden, Kontakte nur unter Schutz stattfinden zu lassen und durch kleine Gruppen, die Zahl möglicher Ansteckungen in einem Cluster zu reduzieren, ist ein Möglichkeit, den R-Wert weiter zu drücken.

Ein Lockdown geht mit erheblichen Nachteilen für alle einher. Er ist unspezifisch und schränkt das Leben von allen ein, auch wenn nur unter einem Prozent der Bevölkerung tatsächlich angesteckt ist. 99% machen den Lockdown mit, ohne im eigentlichen Sinne betroffen zu sein.

Der Lockdown selber kann zwar sehr wirkungsvoll sein, ist aber auch mit großen Einschränkungen verbunden. Deswegen ist er das letzte Mittel um Ansteckung, Krankheit, Tod, Wirtschaftsschäden und Bildungsdefizite aufzufangen. Impfung, Testung, Quarantäne sind intelligentere Maßnahmen, die zu weniger Grundrechtseingriffen führen, aktuell aber nicht alleine das Virus kontrollieren können.

Das hier vorgeschlagene Lockdownmanagement nimmt das Minimum an Maßnahmen vor, um die Lücke zu schließen zwischen den intelligenteren Maßnahmen und der Kontrolle des Virus. Es wird gerade so die Kontrolle erhalten. Der Fokus liegt darauf mit den anderen Methoden die Kontrolle zu erlangen ohne die Nachteile des Lockdowns.

Wir machen keinen harten Lockdown, sondern einen wirksamen. Und so lange er wirksam ist, machen wir die laschesten Maßnahmen, die uns ans Ziel bringen.

Eskalationstreppe der Maßnahmen

Wir haben viele Lebensbereiche, in denen eine Ansteckung erfolgen kann und in denen Maßnahmen zum Eindämmen der Pandemie einwirken können. Das Privatleben im eigenen Haushalt, der Kontakt mit anderen Haushalten, die Kontakte im Einzelhandel, öffentlichen Verkehr, Schule, Arbeitsplatz, Kontakte bei Hobbies, Glaubensausübung, Bildung, politischen Gelegenheiten.

In jedem dieser Bereiche lässt sich eine Treppe definieren an zunehmend scharfen Maßnahmen, die Ansteckungen verhindern können. Masken, Schilde, Abstand, Lüftung, Gruppengröße, Ort der Aktivität, Umfang der Aktivität. All das lässt sich steuern.

Diese Maßnahmen werden in einen Tabelle geschrieben. Mit Stufen von alles offen bis maximale Restriktion. Zwischen den Bereichen muss abgewägt werden, wie wichtig welcher Bereich ist. Lustkäufe gegen Lebensmittel, Bildung gegen Hobbies, … Dieser Prozess muss einmal anfangs durchlaufen werden.

Dabei können Stufenpläne wie die in Irland als Vorbild dienen.

Hierbei geht es erstmal nur um die Maßnahmen. Welche jeweils gelten, dazu kommen wir jetzt, denn das ist kritisch.

Wichtig ist, dass die Maßnahmen aufeinander aufbauen, vorher bekannt sind, alle Beteiligten darauf vorbereiten können. Wichtig ist auch ein Ausgleich zwischen den Bereichen.

Zuerst sollten Schutzmaßnahmen definiert werden, erst für die höheren Stufen dann Kontaktvermeidung, Schließungen und Verbote.

Klassische Stufenpläne verlängern und verschärfen eine Pandemie

Im In- und Ausland haben sich Stufenpläne durchgesetzt. Also abgestufte Pläne, die je nach Inzidenz bestimmte Maßnahmen vorsehen. Die können expliziert ausformuliert sein wie in Irland oder eher implizit gelten, wie in Deutschland. “Wir lockern ab x und dann machen wir Y”

Das Lockern der Maßnahmen hat ein strukturelles Problem, das uns sehr schmerzt:

Der Brennstoff der Pandemie sind die Kontakte. Je mehr Kontakte, desto mehr lodert die Pandemie. Stufenpläne, die Öffnungen anhand von Inzidenzen vorsehen, “heizen nach”, weil sie bei abnehmenden Inzidenzen, bei abkühlender Pandemie, Kontakte nachlegen und die Pandemie wieder anfachen. Stufenpläne sind ein Thermostat und halten eine Mindesttemperatur, eine Mindestaktivität der Pandemie.

Deswegen werden wir mit den üblichen Stufenplänen niemals niedrige Inzidenzen sehen. Weil wir schon vorher öffnen und die Ansteckungen wieder in Schwung bringen.

Auch das ist ein Grund für den schweren Stand, den NoCovid hat. Es kann sich keiner niedrige Inzidenzen vorstellen, weil die Stufenpläne das strukturell nicht hergeben. Es ist aber möglich, wie ich hier beschreibe.

Wenn ich also einen Stufenplan habe, dann hat das zwei Effekte: Erstens kühlt sich die Pandemie nie ab. Mit Stufenplänen werden wir keine Situation wie im Sommer 2020 mit sehr niedrigen Inzidenzen haben. Stattdessen knüpfen wir Welle an Welle, wie wir das jetzt mit der 2. und 3. tun.

Und zweitens verlängern wir die Pandemie. Denn die Gesundheitsämter sind erst bei niedrigen Inzidenzen wirklich in der Lage, alle Fälle einzudämmen. Wenn wir diese niedrigen Inzidenzen nicht erreichen, dann lassen wir ihnen auch nie diese Chance.

Klassische Stufenpläne basierend auf Inzidenzen fachen die Pandemie an und verlängern sie. Das können wir nicht wollen.

Ein früher Indikator gibt viel Kontrolle

Eine Sache machen die Inzidenzbasierten Stufenpläne richtig: Sie nehmen einen sehr frühen Indikator und lassen alles andere daraus folgen.

Todesfälle treten im Mittel rund 5 Wochen nach der Ansteckung ein. Wenn wir mit ihnen versuchen würden, die Pandemie zu regeln, dann würden wir dem Geschehen immer 5 Wochen hinterherrennen und hätten keine Kontrolle.

Die Inzidenzen messen das Geschehen wenige Tagen nach der Ansteckung. Deswegen sind sie ein besser geeignetes Mittel. Mit diesem frühen Indikator haben wir die Chance, die Lage und das Virus zu kontrollieren.

Wir können dann die Lage so kontrollieren, dass sich die folgenden Ereignisse, um die es uns eigentlich geht, als natürliche Folge eintreten. Mit niedrigen Inzidenzen haben wir wenig schwere Verläufe, wenig Belastung im Gesundheitssystem und wenig Todesfälle. Und darum geht es uns doch.

Der richtige Zielwert

Ich möchte hier jedoch einen anderen genauso frühen Indikator vorschlagen, der die Vorteile von Inzidenzbasierten Stufenplänen erhält und die Nachteile nicht übernimmt.

Der R-Wert, oder die Wachstumsrate, ist ein guter Wert, die Pandemie zu kontrollieren. Er lässt sich mit wenig Aufwand berechnen, zeigt die Entwicklung früh an und wir können einen Sollbereich angeben, der die nächsten Monate bis zum Ende der Pandemie gelten kann und dadurch Planungssicherheit bringt.

Clemens Fuest und Michael Meyer-Hermann haben eine gemeinsame Simulation gemacht und veröffentlicht und dabei sowohl den Pandemieverlauf als auch die wirtschaftlichen Auswirkungen ermittelt. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass sowohl die gesundheitlichen Aspekte als auch die wirtschaftlichen Aspekte der Pandemie und des Lockdowns am besten abgewogen sind, wenn wir einen R-Wert etwas unter 1, genauer in der Größenordnung von 0,7 haben.

Eine zu schnelle Eindämmung würgt das wirtschaftliche Leben jetzt ab. Ein zu langsame Eindämmung oder eine Ausbreitung behindert die Wirtschaft in der Zukunft.

Das gleiche gilt für die Menschen. Harte Maßnahmen jetzt sind schädlich für die sozialen Wesen, die wir sind. Zu lange Maßnahmen auch.

Deswegen wähle ich für diesen Vorschlag einen Korridor für den R-Wert von 0,6 bis 0,9. Eindämmung, aber nicht zu belastend in der Gegenwart.

Anpassung der Maßnahmen als Regelkreis

Der richtige Anpassungsmechansimus ist der Folgende:

Wenn immer der R-Wert über die obere Grenze geht, wird eine Maßnahmenstufe höher gewählt.

Wenn der R-Wert unter die untere Grenze fällt, wied eine Maßnahmenstufe weniger gewählt.

Sprünge nach unten sind alle 4 Wochen möglich, Sprünge nach oben jede Woche. Diese Asymmetrie ist gewünscht, damit wir eine durchgehende Entwicklung schnell einfangen, Lockerungen aber zügig aber vorsichtig durchführen. Das bringt Ruhe in die Lage.

Wichtig ist die Unterscheidung zu den klassischen Stufenplänen. Eine Maßnahmenstufe wird also nicht bei bestimmten R-Werten gewählt, sondern schrittweise als aufeinanderfolgende Eskalation durchlaufen, wenn der R-Wert zu hoch oder niedrig sein sollte.

Der breite Bereich für den R-Wert sorgt für wenig Veränderungen und stabile Lebensverhältnisse, die schnelle Reaktion als Automatismus sorgt dafür, dass wir nicht lange außerhalb des Bereiches sind.

Dieser einfache Mechanismus ist einfach zu erklären und plausibel zu machen, so dass einerseits die öffentliche Meinung überzeugt werden kann, andererseits der Mechanismus auch gegen Gerichte robust ist. Eine komplizierte Black Box wäre mehr Angriffen ausgesetzt.

Im Ergebnis sieht der Plan so aus

Wir haben eine Impfkampagne, eine Teststrategie und die Eindämmungsmaßnahmen der Gesundheitsämter. An allen diese Baustellen wird parallel weiter optimiert, da sie passgenauere Ansätze sind als ein dummer Lockdown. Sie reichen aber aktuell nicht aus.

Deswegen haben wir zusätzlich einen Lockdown dessen einzige Aufgabe es ist, die verbleibende Lücke zur Kontrolle des Virus zu schließen.

Die Lockdownmaßnahmen sind in einer Tabelle ausformuliert, so dass jeder sich in seinem Bereich auf alle Stufen vorbereiten kann. So dass wenn eine Stufe angezogen wird, keine Übergangsfristen notwendig sind.

Die Maßnahmen sind zwischen den verschiedenen Bereichen so austariert, dass ein angemessener Interessensausgleich stattfindet.

Der Automatismus, in einem Land eine Stufe höher oder niedriger anzuziehen ist schneller als die aktuelle periodische Ministerpräsidentenkonferenz auf die Krise reagieren kann.

Den R-Wert als Zielwert zu definieren bedient das wirtschaftliche und gesundheitliche Optimum. Dabei wird nicht so sehr Wert gelegt auf perfektes Einhalten, sondern auf die richtige Richtung, ein hinarbeiten auf niedrige Inzidenzen und berechenbare Lebensumstände.

Veränderungen des Umfeldes werden automatisch berücksichtigt. Zum Beispiel wird die Verschiebung zur B117-Mutante automatisch durch schärfere Maßnahmen ausgeglichen, die zunehmend wirksame Impfkampagne und Teststrategie wird mit Lockerungen eingepreist.

Das Gesetz und die Maßnahmentreppe können bis ans Ende der Pandemie gelten. Wenn die Impfkampagne weit genug fortgeschritten ist, dann eben auf der Stufe volle Lockerung.

Ein robuster Mechanismus, aus den Wahlen herausgehalten

Ein solcher Mechanismus, bei dem nicht immer wieder politisch abgewogen werden muss, sondern der früher gefasste Beschlüsse umsetzt, ist auch für den politischen Betrieb nützlich.

Es mag erstmal nach Entmachtung für die Executive aussehen. Regierungschef können weniger auf die Pandemie reagieren. Das stimmt und ist dennoch nicht schlimm, denn durch den Anpassungsmechanismus müssen sie auch nicht mehr so viel eingreifen. Und das befreit.

Es muss nicht mehr Rücksicht auf die Wahlen genommen werden. Und wir haben dieses Jahr nach den ersten zwei Landtagswahlen noch drei und eine Bundestagswahl. Eine etwaige Lähmung aufgrund des Wahlkampfes können wir uns nicht leisten.

Da ich vorschlage, diesen Mechanismus in Bundes- und Landesgesetze zu fassen und nicht im Rahmen von Notverordnungen umzusetzen könnte auch auf eine breitere Unterstützung gesetzt werden, als nur die Regierungsmehrheiten. Das hilft allen, eine Trennung zwischen Pandemie und Wahljahr hinzubekommen.

Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Und natürlich sollten die Maßnahmen regelmäßig an neue Erkenntnisse über die Pandemie angepasst werden. Sei es, das die Maßnahmen untereinander neu austariert werden müssen, oder sei es, dass Maßnahmen dazu kommen, die besonders wirksam sind, und wenig Nachteile haben.

Hierfür macht es Sinn, die Maßnahmentabelle als ordentliche Verordnung zu veröffentlichen und vom Gesetz loszulösen. Oder bewusst die Parlamente einzubinden und alle vier Wochen den Gesetzgebungsprozess zu durchlaufen.

Durch den Eskalationsautomatismus ist es nicht mehr so wichtig, dass dieser Vorgang schnell läuft, es ist nur wichtig, dass wir neue Erkenntnisse über das Virus und die Pandemie, die uns helfen könnten, in endlicher Zeit einbinden.

Wie würde dieses Lockdown-Management auf die Pandemie wirken?

Was passiert, wenn wir wirksamere Quarantänen verhängen?

Die Gesundheitsämter tun sich immer noch schwer wirklich umfassende Quarantänen zu verhängen. Bloß niemanden einsperren, der dann gar nichts hat. Das ist eine Abwägung zwischen falsch positiven und falsch negativen. Also zwischen zu viele einsperren, die sich nicht angesteckt haben und zu wenig absondern, die dann erkranken und ansteckend werden.

Und aktuell ist die Abwägung: Bloß nicht zu viele einsperren. Dabei rutschen uns dann Ansteckungen durch und verbreiten sich weiter. Eine erfolgreiche Eindämmung geht so nicht.

Die Abwägung ist das Recht auf Freiheit und das will ich gar nicht kleinreden, aber, was erreichen wir damit?

Wenn die Quarantäne Ausbrüche und einzelne Erkrankungen nicht eindämmen, also weitere Ansteckungen vermeiden, dann - oh wunder - verbreitet sich die Infektion und mehr Leute erkranken. Bei uns, jetzt in der 3. Welle von Tag zu Tag mehr.

Das Ergebnis ist ein Lockdown. Für alle. Weil wir nicht das enge Umfeld um einen Infizierten in Quarantäne stecken wollten, müssen jetzt alle in eine Art schwacher Quarantäne.

Weil wir nicht lokal, da wo die Ansteckungen wahrscheinlich sind, eindämmen wollten, müssen jetzt alle sich zurücknehmen, egal wie groß das Risiko ist. Das ist unspezifisch und dumm, die Maßnahme nicht lokal da angesetzt, wo sie maximal wirkt. Lockdown ist das dumme Werkzeug.

Und konstruktiv?

Was passiert, wenn wir, sagen wir, doppelt so viele Menschen in Quarantäne nehmen müssten, um eine Eindämmung zu erreichen? Wäre das verhältnismäßig? Es würde jedenfalls die Fallzahlen senken. Nach einiger Zeit um den Faktor zwei. Dann hätten wir wieder die gleiche absolute Zahl Menschen in Quarantäne, wir hätten nur auch niedrigere Fallzahlen, weniger Risiko für alle und vor allem weniger Grund für einen Lockdown.

Jeder Beitrag zum R-Wert, den die Eindämmung im Umfeld der Infizierten bringt, muss nicht von der ganzen Bevölkerung mit einem Lockdown aufgebracht werden. Der Lockdown kann schwächere Maßnahmen umfassen.

Da der Lockdown automatisch angepasst wird, wenn wir Eindämmung durch Quarantäne umfassender angehen, ergibt sich ein schwächerer Lockdown. Das ist es durchaus wert. Lokale Entscheider werden hier also dafür belohnt, robuster in Quarantäne zu bringen, weil sie mit einem schwächeren Lockdown belohnt werden.

Mehr Quarantäne für wenige macht weniger Lockdown für alle.

Was passiert, wenn wir mehr testen?

Testen wird gerne als zweischneidiges Schwert wahrgenommen. Die Gesundheitsämter schauen häufig nicht gerne hin, in den Schulen gibt es Vorbehalte und in der Politik auch. Denn wenn wir testen, steigen ja die Zahlen, oder?

Nun, die Infektionszahlen steigen nicht, wir verringern lediglich die Dunkelziffer. Wenn wir also durch mehr testen mehr finden, und dann merken, dass wir handeln sollten, dann war das vorher auch schon so. Nur versteckt in der Dunkelziffer.

Alte Vogelstrauß-Weisheit: Wer den Kopf in den Sand steckt, knirscht am nächsten Tag mit den Zähnen. Weniger testen ist reiner Selbstbetrug, den wir durch stärkere Ausbreitung heimgezahlt bekommen.

Aber was passiert mit dem Treppenmodell, wenn wir mehr testen? In den meisten Fällen werden wir mehr finden. Und wenn wir jetzt auf Stufe 3 sind, kann uns das auf Stufe 4 bringen. Das ist die Angst, die alle haben. Ich teile die nicht.

Denn was passiert denn, wenn wir mehr Infektionen finden? Wir können besser eindämmen und weitere Infektionen vermeiden. Dadurch fallen die Zahlen, es fällt der R-Wert und wir kommen wieder auf Stufe 3 im Beispiel. Und dann?

Dann ist der R-Wert niedriger, weil wir durch eine starke Testung einen großen Fahndungsdruck auslösen. Dadurch vermeiden wir viele Ansteckungen. Eine aggressive Testkampagne, an den richtigen Orten durchgeführt, vermeidet so viele Folgeinfektionen, dass wir dann noch eine Stufe nehmen könnten und auf Stufe 2 landen könnten.

Testen erhöht nur kurzfristig die Fallzahlen. Dann vermeidet es Folgeinfektionen und senkt die Zahlen. Das können wir nutzen, die Lockdown eine Stufe tiefer zu fahren. Testen macht Lockdown nicht ganz überflüssig, aber kann viel Last übernehmen. Wieviel? Dafür ist der Regelkreis da.

Auch hier: Eine gute Teststrategie, die wirksam in die Pandemie eingreift, wird belohnt. Dann wird sie auch gemacht.

Was passiert, wenn mehr Menschen geimpft sind?

Die Impfkampagne läuft, wie sie läuft. Die Impfstoffe, die verfügbar sind, werden verimpft. Wir hängen an der Produktionskapazität der Werke. Mittelfristig sollten wir hier schon noch ausbauen. (Also jetzt sofort ausbauen, um mittelfristig den Vorteil zu haben) Aber kurzfristig können wir da nicht viel eingreifen. Das läuft.

Es läuft und wirkt auf den R-Wert, den je mehr wir geimpft sind, desto mehr sinkt der R-Wert. Und das Treppenmodell schaltet dann den Lockdown zurück, wenn die Impfungen dafür sorgen, dass der R-Wert unter die untere Schwelle fällt. Wir bekommen sofort den Vorteil der Impfungen, wenn es angemessen ist. Ohne politische Diskussion, oder Anpassung der Regeln.

Je mehr wir impfen, desto mehr, Stufe für Stufe werden die Lockdown-Maßnahmen zurückgefahren. Denn mehr und mehr übernimmt die Impfung die Eindämmung.

Mehr impfen macht weniger Lockdown. Ganz automatisch.

Was passiert, wenn die Zahlen weit gefallen sind?

Wenn die Fallzahlen sehr stark gefallen sind, dann schwankt der R-Wert ziemlich stark, weil einzelne zufällige Ausbrüche die Zahlen stark beeinflussen. Dann fängt das Treppenmodell an weniger Sinn zu machen.

Was dann aber auf einmal sehr sinnvoll ist, ist eine Eindämmungsstrategie wie NoCovid. Deswegen plädiere ich hier dafür, dieses Treppenmodell als Ansatz zu nehmen, die Welle runter zu surfen und dann in ein NoCovid überzugehen.

Sobald ein Gebiet eine grüne Zone ist, macht es für dieses Gebiet Sinn, den Modus zu wechseln. Dann können immer noch die Lockdown-Maßnahmen aus der Eskalationstreppe benutzt werden, aber die Entscheidung, welche Stufe gilt wird dann nicht mehr vom R-Wert abhägig gemacht, sondern von der Frage, was notwendig ist, um den Status als Grüne Zone zu erhalten.

Das hier vorgestellte Modell ist gut geeignet, um die Welle runter zu steuern. Bei ganz niedrigen Inzidenzen macht dann NoCovid Sinn.

Was passiert, wenn eine ansteckendere Mutante auftaucht?

Viel von dem Stress, den wir gerade haben. Das Versagen der Eindämmung, die dritte Welle, liegt am Aufkommen der ansteckenderen Britischen Variante B.117.

Das hat in der Politik und dem Vorgehen viel durcheinander gewirbelt und aktuell im aufsteigenden Ast der dritten Welle sieht es für uns nicht gut aus.

Die Britische Variante hat die Eigenschaft, dass sie ansteckender ist. Sie hat einen höheren R-Wert. Je mehr sie sich durchsetzt, desto höher ist auch der Gesamt-R-Wert. In den Fallzahlen äußert sich das in steigenden Zahlen. Impfung, Testungen, Quarantäne, Schutzmaßnahmen und der aktuelle Lockdown reichen jetzt schon nicht mehr aus.

Wie hätten wir mit der eskalierenden Treppe reagiert? Wir hätten den steigenden R-Wert gesehen, hätten die Lockdown-Maßnahmen relativ schnell um ein oder zwei Stufen angezogen und wären immer noch bei einem R-Wert von unter 1 gewesen. Ärgerlich, weil der Lockdown einschränkt, aber die Zahlen wären weiter gefallen und es hätte nie eine dritte Welle gegeben. DAS ist der Wert eines schnellen Automatismus.

Der stärkere Lockdown wäre unangenehm gewesen. Wir würden uns bemühen um mehr Quarantäne, mehr Testung, mehr Impfung, besseren Schutz, um uns da wieder herauszuarbeiten.

Zu jeder Zeit hätten wir aber die Fallzahlen, die Krankenhausaufenthalte und die Todeszahlen im Griff behalten. Die dritte Welle hätten wir als Zuschauer in anderen Ländern sehen können, aber nicht bei uns.

Stattdessen hat die Ministerpräsidentenkonferenz in die dritte Welle geöffnet und verschiebt alle 14 Tage die Eingriffsschwelle. Im Infektionsschutzgesetz steht eine Inzidenz von 50, die Notbremse soll ab 100 wirken, für Schulen aber erst ab 200. So schafft man eine dritte Welle und verhindert sie nicht.

Was passiert, wenn wir in Eskalationstreppe einen Fehler machen?

Was passiert, wenn wir in einem Bereich des Lebens das Ansteckungsrisiko unterschätzen? Zum Beispiel in Schulen oder Büros, um nur die schon bestehenden Diskussionen mal zu zitieren.

Dann würden wir mit einem Maßnahmenfeld zu viele Ansteckungen zulassen. Der R-Wert würde höher ausfallen und wir würden eine Stufe höher landen. Wir würden also alle Maßnahmen eine Stufe anziehen, damit uns dieser Fehler in der Einschätzung nicht wieder einen R-Wert über 1 beschert.

Damit wäre trotz dieses Fehlers die Pandemie noch unter Kontrolle. Das halte ich für einen sehr großen Wert an sich.

Leider hieße das auch, dass wir in allen Bereichen des Lebens einen Lockdown eine Stufe enger fahren, als notwendig wäre. Wir würden also unsere Bemühungen zur Eindämmung nicht optimal ansetzen.

Ich habe eine Meinung zur Schul- und Bürodiskussion. Darum geht es hier aber nicht. Mir geht es hier und jetzt darum, zu zeigen, dass die eskalierende Treppe auch gegen solche Fehler robust wäre. Im Rahmen der Regelung würden wir immer in der Maßnahmenkombination landen, die die Pandemie kontrolliert, ohne zu übertreiben.

Es ist also viel wichtiger, dass wir eine solche eskalierende Maßnahmentreppe haben und objektiv die richtige Stufe wählen, die das Virus kontrolliert, als wirklich perfekt zu sein.

Alleine dadurch, dass die Tabelle mit ihren Stufen und allen Lebensbereichen ausformuliert ist, ist ein Druck da, diesen Ausgleich gut hinzubekommen. Diesen Druch haben wir aktuell so weniger, weil wir über Maßnahmen isoliert voneinander sprechen.

Aktuell haben wir z.B. die Situation, dass wir davon reden, dass Schulen keine Lasten tragen sollen und offen bleiben sollen. Aber auch Büros und andere Arbeitsplätze werden sehr stark geschont, wohingegen wir im privaten teils drakonisch vorgehen. (In manchen Bundesländern war es einige Zeit verboten, ein Buch alleine auf einer Parkbank zu lesen. Das wurde auch von der Polizei geahndet. Wahnsinn.)

Aktuell sind wir übrigens darauf angewiesen, dass aus der MPK die richtige Kombination aus Maßnahmen kommen. Die dritte Welle ist Beweis, dass das nicht klappt.

Die Ministerpräsidenten haben auch einen unmöglichen Job: Sie sollen für die nächsten Wochen ein Maßnahmenpaket schnüren, dass die Pandemie kontrolliert und nicht übertreibt. Das alleine ist schwierig bis unmöglich. Wer raten muss, liegt auch dabneben. Dazu kommt die Beeinflussung durch Lobbygruppe, Fehlinformationen, widersprüchlichen Informationen, die Suche nach der medialen Vermittelbarkeit und und und. In diesem Spannungsfeld können die MP letztlich nur verlieren.

Der hier vorgeschlagene Regelmechanismus würde auch die MP massiv enlasten.

Lockdowns sind das dümmste und schlechteste aller Mittel und die letzte Verteidigung

Machen wir uns nichts vor, ein Lockdown ist ein dummes Instrument. Es betrifft alle, geht völlig unspezifisch gegen die Bedrohung vor. Das ist ein Problem. Gerade, weil die Politik sich verheddert hat in einer Diskussion “Lockern oder Lockdown” und nur noch auf dieser Achse denkt.

Aber einen Vorteil haben Lockdowns: Sie wirken. Und das sollen sie auch, die Eindämmung ist ja gewünscht. Wenn da nur die Nachteile nicht wären.

Wenn man Lockdowns diskutiert, dann kommt man oft an den Punkt: “Willst Du einen harten Lockdown?” Nein, ich will keinen “harten” Lockdown, ich will einen “wirksamen” Lockdown. Und so lange er wirksam ist, will ich die laschesten Maßnahmen haben, die das erreichen.

Es geht nicht um hart, es geht um wirksam. Und das kann ein Lockdown.

Aber andere Methoden sind besser. Eine Bevölkerungsimmunität durch Impfung, wäre optimal. Eine spezifische Eindämmung von Infektionen, da wo sie stattfinden mit Testen und Quarantäne, wäre besser, weil man alle anderen in Ruhe lassen könnte.

Und das ist der Sinn eines Lockdowns: Er ist die letzte Verteidigung gegen das Virus. Die Maßnahme, die alles abfängt, was wir mit intelligenteren Maßnahmen nicht abfangen können.

Und je besser wir mit den anderen Maßnahmen sind, Impfung, Testung, Quarantäne, Schutzmaßnahmen, desto weniger Kontaktvermeidung, desto weniger Lockdown brauchen wir.

Das hier vorgestellte Modell erfüllt das. Je besser die Maßnahmen werden, desto mehr sinkt der R-Wert, wenn er unter die Schwelle fällt, lockern wir den Lockdown eine Stufe. Mehr Impfung, mehr Quarantäne, mehr Testung macht also zeitnah mehr Lebensqualität für alle.

Pandemiebekämpfung ist ein Marathon, aber kein Ultramarathon

Die Pandemiebekämpfung ist ein Marathon, es wird länger als nur ein paar Wochen brauchen. Die Politik versucht uns immer für die nächsten Wochen bei der Stange zu halten, hat aber letztlich nicht den Mut zu kommunizieren, dass es noch etwas dauert. In Deutschland, aber auch, wenn wir die internationale Lage anschauen.

Das 14-tägige Rumgeeier aus Verschärfung und Lockdown hat aber dazu geführt, dass wir ohne Verschnaufpause von der 2. in die 3. Welle gegangen sind. Aus einem Marathon wird ein vielfaches. Ein Ultramarathon. Und während viele zehntausend Menschen beim Marathon mitlaufen, ist der Kreis der Ultramarathonläufer viel kleiner. Und so ist es auch in der Pandemie. Eine Welle war OK, zwei Wellen aushaltbar, aber dritte oder vierte zehrt mehr als nur ein Bisschen an den Nerven und der Substanz.

Wir müssen also anerkennen, dass die Lösung etwas dauert und dennoch stark auf diese Lösung hinarbeiten. Das hier vorgestellte Konzept leistet das.

Eine letzte Bitte

Das hier aufgeschriebene ist mein aktueller Stand. Ich freue mich auf Feedback. Und zwar auf alles: Die eskalierende Treppe selber, die Argumentation und ich freue mich über Ideen, wie das Konzept Einzug in unsere Pandemiebekämpfung bekommen kann.

Wenn in ein paar Tagen die Argumentation noch etwas gereift ist, freue ich mich über tatkräftige Verbreitung.

Wir müssen nicht “mit dem Virus leben lernen” wir müssen lernen, wie wir das Virus so kontrollieren, dass es keine Rolle mehr für uns spielt. Mit Impfungen, mit Quarantäne und Übergangsweise auch noch ein paar Monate mit Lockdown-Maßnahmen. Mit einem Lockdown, den wir immer weiter zurückfahren, bis wir ihn nicht mehr brauchen. Dann haben wir die Pandemie im Großen und Ganzen überwunden. Und das ist doch für uns alle das Ziel.

Noch ein paar Gedanken

Es gibt noch ein paar Gedanken, die lokal etwas mehr in die Tiefe gehen, hier entlang: Hintergründe zum Lockdown-Management.